Die U-Boot-Torpedos


Der Großteil des Vernichtungpotentials eines U-Bootes bestand aus seinen Torpedos. Ein Torpedo transortierte etwa 300 kg Sprengladung, wog etwa 1.5 Tonnen und kostete ca. 40.000 Reichsmark.


  Ein Torpedo wird angeliefert


Alle deutschen U-Boote des zweiten Weltkrieges einschießlich der Kleinst-U-Boote benutzten Torpedos mit 53 Zentimeter Durchmesser. Versuche mit kleineren Modellen wurden zwar durchgeführt, kamen aber nie zur Verwendung auf Einsatzbooten.

Deutschland hatte zwei Grundtypen im Gebrauch. Es waren die Modelle G7a und G7e. Beim G7a wurde der Antriebspropeller mit Preßluft angetrieben und wurde kurz nach Ausbruch des Krieges durch den G7e ersetzt. Grund für diesen Wechsel war unter anderem die verräterische Blasenbahn im Kielwasser, die der G7a nach dem Abschuß zurückließ und Gegner so oft vor dem Torpedo gewarnt waren und ausweichen konnten. Obwohl der G7a schneller als der G7e war. Seine Geschwindigkeit betrug 44 Knoten bei 6.000 Metern Laufstrecke, 40 Knoten bei 10.000 Metern Laufstrecke und 30 Knoten bei 20.000 Metern Laufstrecke.

Der G7e wurde von einem elektrischen Motor angetrieben und hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten bei 6.000 Metern Laufstrecke. Dieses Antriebsaggregat steigerte die Taktische verwendbarkeit der Torpdeos, da diese fast keine Blasenbahn hinterließen.


  Nach der Anlieferung bekommt der Torpedo
  für die Verladung eine Schützhülle
  über den Gefechtskopf


Die Torpedos hatten verschiedene Zündeinrichtungen. Sie detonierten entweder beim Aufschlag oder wurden mittels einer Magnetpistole durch das magnetische Feld des Ziele ausgelöst. Bei der Aufschlagzündung wurde der Gefechtskopf durch eine kleine Vorrichtung scharf gemacht. Diese Vorrichtung bestand aus einem Propeller, der nach Zurücklegen einer bestimmten Laufstrecke in Richtung Ziel die entsprechenen Umdrehungen ausgeführt hatte, um den Stift zu lösen, der den Schlagbolzen der Gefechtspistole freigab. Traf die Krallen-ähnliche Vorrichtung am Kopf des Torpedos auf die Schiffswand explodierte der Torpedo und riß ein Loch in den Rumpf des Schiffes.

In dem Falle der Magnetpistole detonierte der Torpedo direkt unter dem Ziel, was in der Regel ausreichte, denn die Explosion ließ das Rückrad (den Kiel) des Schiffes zerbrechen, das darauf sank.


  Jetzt wird der Torpedo mit
  einem Kran an Bord gehoben


Dennoch gab es zahlreiche Funktionsstörungen, vor allem bei der launischen Gefechtspistole mit Magnetzündung, die jene mit Aufschlazündung ersetzen sollte. Eine weitere Fehlerquelle war eine ungenügende Tiefensteuerung, die den Torpedo oft weit unter seinem Ziel durchlaufen ließ, bis er am Ende seiner Laufstrecke unterging.

Die Technik des G7e blieb den ganzen Krieg hindurch im Gebrauch und wurde später auch in die neuen Torpedos wie den "Zaunkönig", den "Flächenabsuch-Torpedo" oder den "Längenunabhängigen-Torpedo" eingebaut.


  Als nächstes kommt der Aal auf einen
  Schlitten, mit dessen Hilfe er zum
  Torpedoübernahmeluk verholt


Beim FAT dem "Flächenabsuch-Torpedo" handelte es sich um eine neue Zusatzvorrichtung bestehend aus 5 Steuerscheibeneinrichtung, die den Torpedo in Kurven laufen ließ. Dies erhöhte die Trefferwahrscheinlichkeit beträchtlich, wenn dieser in eine Gruppe von Schiffen geschossen wurde. Bei entsprechender Programmierung ging der Torpedo nach einem eingestellten Gradlauf in einen Kurvenlauf über. Diese Kurven gingen nach rechts bzw. links im Winkel von 90°, in längeren (ca. 1.900 Meter) bzw. kürzeren (ca. 1.200 Metern) Schleifen oder in einem vollen 180°-Winkel. Dieser Torpedo bot sogar die Möglichkeit ein Vorausziel mit dem Hecktorpedorohr anzugreifen.
In der Regel lag die Geschwindikeit des Torpedos etwas über der des angegriffenen Schiffes.
Wenn die Geschwindigkeit des Schiffes nicht genau geschätzt werden konnte, schoss das U-Boot zwei Torpedos mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Der ersten mit einer höheren (etwa + 2 kn) und den zweiten mit einer etwas geringeren Geschwindigkeit als das Schiff.

Mit diesem Verfahren hatten angegriffene Schiffe kaum eine Chance zu Entkommen. Die Möglichkeit ein Ziel zu treffen, verdoppelte sich, wenn ein fehlgegangener Torpedo zurück in Richtung seines Zieles in den Schleifenlauf überging. Ob der Lauf eines Torpedos kurz oder lang sein sollte, wurde vor dem Losmachen eingestellt.
Eine der Grundvoraussetzungen für den Abschuß eines FAT war eine FAT-Warnung, die über FT abgegeben werden musste, damit nicht andere U-Boote dem FAT zum opfer fielen.


  Danach wird der Torpedo durch das
  Torpedoübernahme-Luk in den Bugraum
  bugsiert


Eine weitere Verbesserung des FAT stellte der LUT, der "Längenunabhängige-Torpedo", dar. Seine programmierbare Laufstrecke enthält eine Richtungsänderung mit einstellbarem Winkel während der ersten Suchstrecke, so dass er aus jedem Abschußwinkel quer über den Kurs eines Geleits gefeuert werden kann, wodurch sich die Chance ein Ziel zu treffen, erheblich erhöt.

Im Spätherbst 1942 kam ein Projekt eines Torpedos zur Verwirklichung, der eine Reichweite von 5 bis 7 Kilometern besaß und Schiffe mit 7 bis 13 Knoten Fahrt aus einem Winkel von 0° bis 180° angreifen konnte. Hierbei handelte es sich um den T5 "Zaunkönig". Der offenkundige Vorteil des T5 "Zaunkönig" Torpedos war, dass er nur in die allgemeine Richtung des Gegners gezielt werden musste und dann sein Ziel selber fand, indem er auf die Schraubengeräusche zielte und das Schiff am Heck traf und so wichtige Bereiche wie Ruderanlage und den Maschinenraum zerstörte. Er war besonders für den Einsatz gegen Zerstörer geeignet. Doch die Alliierten entwickelten schnell eine Geräuschboje als Gegenmaßnahme, die ein ähnliches Geräusch entwickelte und von den Geleitfahrzeugen geschleppt wurde.


Das Handhaben der Torpedos und ihre Regelung war eine der schmutzigsten und schwersten Aufgaben auf einem U-Boot. Torpedos, die sich in den Rohren befanden mussten alle vier bis fünf Tage zur Regelung aus den Rohren gezogen werden, so dass immer die drei anderen schußbereit waren. Das Laden war eine harte Arbeit, die über Wasser nicht durchgeführt werden konnte, wenn die See nicht völlig Ruhig war.
Zum Laden der Reservetorpedos mussten sie mit Kettenflaschenzügen von unter den Flurplatten angehievt, eingefettet und von Hand in die Rohre eingeführt werden. Das war zu gefährlich, wenn das Boot erheblich schlingerte oder stampfte. Während des Ladens wurde das Boot etwas vorlastig getrimmt, so dass die Torpedos leichter in ihre Lage gleiten konnten.


  Damit ein Torpedo geregelt werden kann
  muß er aus dem Torpedorohr gezogen
  werden


Die Gesamtzahl der mitgeführten Torpedos wurde von dem Kommandanten im Einvernehmen mit seinen Vorgesetzten bestimmt. Die entsprechende Zahl wurde dann mit einem Spezial-Elektrokarren zum Boot gebracht und unter Aufsicht des Torpedomechanikers oder eines Maaten an Bord genommen. Es gab eine große Regelung oder eine kleine Regelung, die erfolgen musste. Bei der großen Regelung wurde der gesamte Torpedo überprüft, bevor er an Bord genommen wurde. die kleine Regelung umfaßte nur die wichtigsten Teile, die vom Mechaniker überprüft werden mussten. Nach Anbordnahme wurden die Torpedos abgenommen und waren von dann an ein Teil des Verbrauchsmaterials des U-Bootes.




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